Eine Mama berichtet:
Ein Tag für dich und dein Kind – Zeit für Eltern verstorbener Kinder
Am Samstag, 9.11.24 fand der Tag „Zeit für Eltern verstorbener Kinder“ in der evangelischen Studierendengemeinde im Treff in Trier statt, der von Jenna Lehnertz und Ingrid Stork geleitet wurde. Gemeinsam mit 4 weiteren Müttern und einem Vater nahm ich an diesem Tag teil.
Um uns alle ein wenig näher kennenzulernen, entzündeten wir zu Beginn eine Kerze für unser verstorbenes Kind. Hierbei hatte jeder die Gelegenheit einige Wort zu seinem Kind zu sagen. Durch diesen kurzen Austausch fühlte man sich direkt zu allen Teilnehmern verbunden. Dabei spielte es keine Rolle, in welcher Woche das Kind geboren wurde oder wie lange der schreckliche Verlust her war.
Nach dieser kurzen Vorstellungsrunde hatten wir Gelegenheit uns intensiver auszutauschen. Als Impuls dazu dienten Karten, auf denen verschiedene Symbole, Landschaften oder Fotografien abgebildet waren. Jeder wählte eine Karte, die für ihn von Bedeutung war und vielleicht eine besondere Verbindung zum Kind oder zur eigenen Lebenssituation herstellte.
Im Anschluss daran wurden uns verschiedene „S-O-S Übungen“, vorgestellt, die wir gleich selbst ausprobieren durften. Die speziellen Übungen dienen dazu, das Nervensystem in der Selbstregulation zu unterstützen und können somit bei großer Trauer, Angstzuständen und Panikattacken angewendet werden und eine gute Hilfe sein.
Besonders emotional an diesem Tag war für mich die Auseinandersetzung mit einer Art Reflektionsblatt, auf denen 3 Bäume abgebildet waren. Der „Nimmermehr-Baum“, (Was kann nie wieder erlebt werden und ist gegangen?) der „Immer noch-Baum“ (Was ist immer noch und bleibt mir?) und der „Wieder-neu-Baum“ (Wie schaue ich in die Zukunft?). Die Beantwortung der 1. Frage hat mich an die traurige Zeit Anfang des Jahres zurückerinnert, in der unser Sternenkind geboren wurde und in der ein großer Teil Glück und Lebensfreude von uns gegangen ist. Gleichzeitig hat die Auseinandersetzung mit den Fragen aber auch Gefühle wie Glück und Hoffnung aufleben lassen. Ich konnte erzählen welch schöne Erinnerungen an mein Kind noch da sind, inwieweit seine Geburt mein Leben bereichert hat und wie viel Liebe ich zu ihm spüre. Die Fragen zum „Wieder-neu-Baum“ haben mir Hoffnung gegeben positiv in die Zukunft zu schauen, da unser Regenbogenkind bereits auf dem Weg ist und unser kleiner Stern ein großer Bruder wird.
Diese Phase war für mich besonders intensiv und ich spürte eine ganz besondere Verbundenheit zu meinem Sternenkind.
Nach dem Mittagessen wurden wir nochmal tätig und verzierten einen Modellbaum aus Holz. Die kleine kreative Auszeit war sehr entspannend und zugleich hat sie nochmal eine Verbindung zum verstorbenen Kind geschaffen. Denn beim Bemalen und Verzieren konnte jeder ein Stück seiner Lebensgeschichte miteinfließen lassen. Somit hatte jeder Baum eine ganz besondere Bedeutung für jeden einzelnen von uns.
Zum Abschluss half uns ein Stein, auf dem verschiedene Symbole habgebildet waren, unsere Gefühlslage am Ende des Tages auszudrücken. Letztendlich waren wir alle sehr froh an diesem Tag teilgenommen zu haben und dankbar für das tolle Angebot, auch wenn es für einige ein schwerer Schritt war, sich nochmal intensiv auf einen vermeintlich „traurigen“ Tag einzulassen, aus dem wir dennoch alle bestärkt gegangen sind.
Herzlichen Dank an Jenna und Ingrid, die den Tag so liebevoll gestaltet haben. Ich freue mich schon jetzt darauf, im nächsten Jahr nochmal teilzunehmen.
Anna Otto