Nach dem Tod eines nahe stehenden Menschen verliert das Leben für viele Trauernde seinen Sinn. Sie fühlen sich gelähmt – leblos. Im Netzwerk Trauerbegleitung Trier finden Menschen Unterstützung in verschiedenen Stadien von Tod und Trauer.
Longuich. „Mein Sohn war 16 Jahre alt, als er bei der Flugkatastrophe in Ramstein ums Leben kam“, sagt Marliese Witt. Ein Jahr lang sei sie wie gelähmt gewesen. Der Unglückstag liegt fast zwanzig Jahre zurück. Heute gibt die verwaiste Mutter ihre eigenen Erfahrungen in der Gruppe „Trauernde Eltern auf neuen Lebenswegen“ weiter. Sie möchte anderen Trauernden Mut machen. „Ohne die Hilfe anderer Menschen geht es nicht“, findet Marliese Witt.
Die Treffen von Menschen mit ähnlichen Erfahrungen finden in Saarburg statt und sollen jetzt auch in der Katholischen Familienbildungsstätte (FBS) in Trier angeboten werden. Die Gruppe ist ein Teil des Netzwerks „Trauerbegleitung Trier“.
Betroffene leiten Selbsthilfegruppe so wie das Lebenscafé. Unter der Leitung von Maria Knebel treffen sich dort trauernde Menschen jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat in der FBS. Und jeden zweiten Donnerstag im Monat in der Remise, unter der Leitung von Fatima Ahmed und Hildegard Rengstl. Ursula Reh und Marita Sorgen wiederum sind Ansprechpartnerinnen der Elterninitiative für krebskranke Kinder – eine offene Gesprächsgruppe für trauernde Eltern. Väter und Mütter, deren Kinder vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind, können Hilfe und Begleitung in der Selbsthilfegruppe „Gute Hoffnung – jähes Ende“ finden. Betroffene Eltern leiten die Selbsthilfegruppe.
Niemand könne Eltern den Schmerz und die Trauer um ihr gestorbenes Kind abnehmen, sagt Tina Tietzen. Und doch könne es hilfreich und auch tröstlich sein, sich mit anderen Müttern und Vätern, die Gleiches erfahren haben, zu treffen und sich auszutauschen. „Wir können in der Gruppe ,Stille‘ ein Stück des Weges gemeinsam gehen und über das, was uns beschäftigt, sprechen“, sagt die junge Frau. Sie hat eines ihrer drei Kinder verloren.
„Ich fühle mich wieder getragen“
Die Gruppe richtet sich an Eltern, deren Kind im Säuglings-, Kleinkind-, Kindergarten oder Grundschulalter gestorben ist. Offene und feste Gruppen unter der Leitung von Clarissa Schmithüsen sprechen junge Menschen (bis 40 Jahre) an, die den Tod erlebt haben.
„Ich fühle mich wieder getragen“, hört Schmithüsen häufig von Teilnehmern. Auch in den offenen Gesprächsgruppen für Trauernde, jeden dritten Dienstag im Monat, finden Menschen in ihrem Abschiedsschmerz Unterstützung. Netty Blum-Baart ist für den offenen Begegnungsnachmittag für verwitwete Mütter und Väter mit ihren Kindern jeden zweiten Sonntag im Monat verantwortlich. „Jeder trauert anders“, sagen die Verantwortlichen des Trauernetzwerks Trier. In den Angeboten fänden Hinterbliebene Zeit und Raum zu Gesprächen und Beisammensein mit gleichfalls Betroffenen – zum „Miteinander-wieder-Leben-spüren“.
Weitere Informationen gibt es bei der Familienbildungsstätte Trier unter Telefon 0651/74535. Am 13. Mai findet um 14.30 Uhr in der Kirche St. Augustinus, Im Treff (Universität), ein Gottesdienst zum Gedenken an gestorbene Kinder statt. Anschließend gibt es im „Fetzencafé“ die Gelegenheit zum Gespräch.
27.04.2007
Erschienen im Volksfreund Trier, verfasst von Katja Krämer