Ein Windrad, dass sich lebendig in den Lüften dreht; ein Kreuz, das den Tod symbolisiert: Der neue Gedenkstein auf dem Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof St. Matthias erinnert an Hunderte fehlgeborene Kinder. Bruder Leo wird ihn morgen segnen. Trier. (mehi)
Lustig drehen sich bunte Windräder in der Luft. Das Windrad auf dem Friedhof in Matthias ist jedoch zur Ruhe gekommen, zu Stein geworden, zum statischen Kreuz. „Ich wollte die Beweglichkeit, die ein Windrad hat, darstellen und das Bunte, das zum Kinderleben gehört. Diese Kinder sind nie in Bewegung gekommen.“ Kunstpädagoge und Bildhauer Werner Peters hat mit der schmalen Sandsteinstele auf der Gemeinschafts-Grabstelle die Tragödie fehlgeborener Kinder auf den Punkt gebracht; Kinder, „die nicht haben werden sollen“.
Der Stein habe eine Verbindung nach unten, öffne sich aber auch gleichzeitig nach oben, sagt Peters. Und mittendrin sei ein Lichtblick, vielleicht ein Stückchen Hoffnung für die Angehörigen. Den Grabsteinspruch „Fern bei den Sternen und doch so nah“ hätten betroffene Eltern ausgesucht. Auf deren Initiative hin sei der Stein entstanden, sagt Margit Müller von der Selbsthilfegruppe „Gute Hoffnung – jähes Ende“. Bestattet werden können fehlgeborene Kinder unter 500 Gramm Gewicht seit 1998 auf dem Mattheiser Friedhof, seit 2003 auch in dem Doppelgrab. Der Stein solle nun kennzeichnen: „Hier ist ein Grab.“
Bis zu 50 Fehlgeborene werden dort jährlich gemeinsam in einem Kindersarg beerdigt, sagt Ulrike Grandjean von der „Aktion Sternenkinder“. Schwester Edeltraut vom Mutterhaus der Borromäerinnen und Bruder Bernhard von St. Matthias hätten damals eine Vorreiterrolle gehabt, sagt Anne Pütz, Pastoralreferentin am Mutterhaus. Schwester Edeltraut geht täglich in die Station und klärt die Eltern auf, überreicht Informationen über die Selbsthilfegruppe „Gute Hoffnung – jähes Ende“ und die „Aktion Sternenkinder“, die die Eltern betreut und sich um die Bestattung der Kinder kümmert. Diese „erste Hilfe“ gebe es in allen Trierer Krankenhäusern sowie in Saarburg. „Alle Fehl- und Totgeburten im Mutterhaus werden bestattet“, versichert Pütz. Sie werden aufbewahrt bis zur Sammelbestattung. Diese ist jährlich am letzten Mittwoch vor dem ersten Advent. Der Mattheiser Bruder Leo, Seelsorger im Mutterhaus, wird morgen, Samstag, um 10 Uhr den Gedenkstein am Kindergrab segnen. Anne Pütz weiß: „Es ist wichtig für die Eltern, dass sie einen Ort haben, wo sie hingehen und trauern können.“
27.08.2009
erschienen im Trierischen Volksfreund
„Ich fühle mich wieder getragen“
Die Gruppe richtet sich an Eltern, deren Kind im Säuglings-, Kleinkind-, Kindergarten oder Grundschulalter gestorben ist. Offene und feste Gruppen unter der Leitung von Clarissa Schmithüsen sprechen junge Menschen (bis 40 Jahre) an, die den Tod erlebt haben.
„Ich fühle mich wieder getragen“, hört Schmithüsen häufig von Teilnehmern. Auch in den offenen Gesprächsgruppen für Trauernde, jeden dritten Dienstag im Monat, finden Menschen in ihrem Abschiedsschmerz Unterstützung. Netty Blum-Baart ist für den offenen Begegnungsnachmittag für verwitwete Mütter und Väter mit ihren Kindern jeden zweiten Sonntag im Monat verantwortlich. „Jeder trauert anders“, sagen die Verantwortlichen des Trauernetzwerks Trier. In den Angeboten fänden Hinterbliebene Zeit und Raum zu Gesprächen und Beisammensein mit gleichfalls Betroffenen – zum „Miteinander-wieder-Leben-spüren“.
Weitere Informationen gibt es bei der Familienbildungsstätte Trier unter Telefon 0651/74535. Am 13. Mai findet um 14.30 Uhr in der Kirche St. Augustinus, Im Treff (Universität), ein Gottesdienst zum Gedenken an gestorbene Kinder statt. Anschließend gibt es im „Fetzencafé“ die Gelegenheit zum Gespräch.
27.04.2007
Erschienen im Volksfreund Trier, verfasst von Katja Krämer